Auf Spaziergängen in der Natur stößt man immer wieder auf Ungewöhnliches, auf rätselhafte Phänomene, "merkwürdige" Pflanzen oder "seltsame" Tiere.
Rätseln Sie mit!
Die Auflösungen mit ausführlichen Erläuterungen finden Sie hier auf dieser Seite weiter unten.
Wie heißt der Käfer, der hier über den Weg läuft?
(1) Erdäpfelkäfer
(2) Coloradokäfer
(3) Kartoffelkäfer
(4) Zehnstreifen-Leichtfuß
Die Auflösung finden Sie hier weiter unten.
Welches heimische Tier sieht man hier?
(1) eine Schlange
(2) eine Schleiche
(3) ein Kriecher
(4) ein Wurm
(5) ein Riesentausendfüßler
Kennen Sie auch den genauen Namen des Tieres?
Die Auflösung finden Sie hier weiter unten.
Um was handelt es sich bei dem braunen Gewächs?
(1) ein Pilz
(2) ein Farn
(3) eine Pflanze, die Autolyse betreibt, sich also selbst auflöst
(4) eine von Schadpilzen befallene Wiesenpflanze
Kennen Sie auch den genauen Namen der Pflanze?
Die Auflösung finden Sie hier weiter unten.
Es gibt Pflanzen, die zunächst blühen, ohne dass Laubblätter zu sehen sind. Erst später, wenn die Blüte vorbei ist, erscheinen die Blätter.
Wie heißt die abgebildete Pflanze, deren Blüten im März und April häufig in Gruppen am Straßenrand zu sehen sind?
(1) Meerrettich
(2) Pestwurz
(3) Stumpfblättriger Ampfer
(4) Huflattich
(5) Funkie (Hosta)
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Wenn Kinder Eicheln sammeln, finden sie immer wieder mal eine Eichel mit einem Loch.
Von wem stammt dieses Loch in der Eichel?
(1) von einer Schlupfwespe
(2) von der Larve der Eichengallwespe
(3) von der Larve eines Rüsselkäfers
(4) von der Larve einer Baumwanze
(5) von einer Wildbiene
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Mitunter sieht man bei einem Spaziergang durch die Natur an Heckenrosen, auch Wildrosen oder allgemein Hagebutten genannt – wobei die Hagebutten nur die Früchte sind – merkwürdige braune, moosartige Gebilde. Dabei kann es sich keinesfalls um Hagebutten handeln. Meist finden sich an einem Wildrosenstrauch gleich mehrere solcher Wucherungen.
Wissen Sie, wie diese kraushaarigen "Knubbel" genannt werden?
(1) Braunbutten
(2) Ruhebirnen
(3) Schlafäpfel
(4) Nachtäpfel
(5) Hagefrüchte
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Die Antwort (3) ist richtig. Es handelt sich um Schlafäpfel.
Andere Ausdrücke sind Rosenapfel, Bedeguare oder Heilandsbart.
Schlafäpfel sind Gallen der Rosengallwespe (Diplolepis rosea). Man könnte sie also als Kinderstuben an Heckenrosen bezeichnen. Im Frühjahr verlassen die Weibchen der Rosengallwespe ihre vorjährige Galle und legen die Eier mit einem Legestachel in die Blattknospen einer Heckenrose ab. Gleichzeitig werden bestimmte Hormone injiziert, die die Heckenrose als Wirtspflanze dazu bringt, Nährgewebe und Gallenmaterial zu bilden. Die Heckenrose selbst produziert also „wider Willen“ die braune Galle. Die zahlreichen Larven, übrigens alles Weibchen, leben in getrennten Kammern der Galle, ernähren sich vom Gallengewebe und sind gegen (fast!) alle Fressfeinde geschützt. Im Herbst sind die Larven ausgewachsen, überwintern aber noch in der Galle, um nach einer Puppenruhe im April des nächsten Jahres zu schlüpfen. Man kann dann gut die Ausschlupflöcher am Schlafapfel erkennen.
Übrigens: Wer Schlafäpfel an seinen Heckenrosen findet, sollte sie keinesfalls entfernen. Sie schaden den Sträuchern nicht, haben aber eine wichtige Funktion im Fortpflanzungszyklus der Rosengallwespe.
Warum die Bezeichnung Schlafapfel? – Weil den Rosengallen in früheren Zeiten eine schlaffördernde Wirkung nachgesagt wurde. Man legte sie sich also unter das Kopfkissen.
Antwort (3) ist richtig.
Es handelt sich um die Larve eines Rüsselkäfers: des Eichelbohrers (Curculio glandium).
Larve des Eichelbohrers. Foto: wikipedia
Der Eichelbohrer gehört zur Familie der Rüsselkäfer. Wie der name schon sagt, besitzen Rüselkäfer am Kopf einen "Rüssel", mit dem die Weibchen nach der Paarung in eine unreife Eichel bohren, um dort ein oder zwei Eier abzulegen. Die Larve ernährt sich den Sommer über vom Inhalt der Eichel und ist darin gut gegen Fressfeinde geschützt. Im Herbst, wenn die Eicheln zu Boden fallen, frisst sich die Larve durch die reife Eichel, vergräbt sich in der Erde und überwintert dort. Im Frühjahr verpuppt sie sich, so dass im Mai/Juni die Eichelbohrer der nächsten Generation schlüpfen.
Weiblicher Eichelbohrer. Foto: wikipedia
Es gibt im Internet eine Website von Dr. Peter Brodde mit zahlreichen wunderbaren Fotos von zahlreichen Bäumen sowie Naturgeschichten von Dr. Eva Ullrich:
Hier gibt es auch eine bebilderte Geschichte über den Eichelbohrer:
https://www.dr-brodde.de/dokumente/b15a_eichelbohrer.pdf
Die beiden Autoren haben dem Biologiezentrum die Erlaubnis gegeben, einige Fotos hier zu verwenden.
Herzlichen Dank dafür!
Paarung zweier Eichelbohrer. Man erkennt gut den längeren Rüssel des Weibchens.
Foto: Dr. Brodde/Dr. Ullrich
Das Weibchen bohrt ein dünnes Loch durch Becher und Kapsel der unreifen Eichel und legt ein oder zwei Eier hinein.
Foto: Dr. Brodde/Dr. Ullrich
Die beinlose Larve des Eichelbohrers hat sich gut von dem Eichelinhalt ernährt.
Foto: Dr. Brodde/Dr. Ullrich
Antwort (4) ist richtig.
Es handelt sich um den Huflattich (Tussilago farfara).
Sobald im sogenannten Vorfrühling die ersten warmen Sonnenstrahlen die Luft und den Boden erwärmen, tauchen auch schon die ersten Frühlingsboten auf. Der Zitronenfalter und die Erdhummel machen ihre ersten Erkundungsflüge durch die Luft. Und an Böschungen, Wegrändern und Geröllhalden erscheinen die Blüten des Huflattichs quasi wie aus dem Nichts.
Der Korbblütler ist wichtig für die ersten Bienen und Hummeln und dient mehreren gefährdeten Schmetterlingsarten als Futterpflanze.
Der deutsche Name hat vermutlich mit den großen, hufförmigen Blättern zu tun. Der lateinische Name weist auf die Heilwirkungen der Pflanze hin: "Tussis" bedeutet Husten und "ago" vertreiben. Die Heilpflanze des Jahres 1994 hat also hustenstillende und schleimlösende Wirkungen.
Und weil die Blätter recht groß sind und an der Unterseite weich behaart sind, wird der Huflattich auch "Wanderers Klopapier" genannt...
Antwort (2) ist richtig.
Es handelt sich um ein Farn, in diesem Fall der Acker-Schachtelhalm (Equisetum arvense).
• Der Acker-Schachtelhalm ist an feuchten Wiesenrändern, an Gräben und Böschungen zu finden. Und zum Leidwesen vieler Gärtner auch im heimischen Garten. Er ist eine Zeigerpflanze für verdichtete Böden und Staunässe.
• Die Pflanze gehört zu den Farnen, sie entwickelt daher keine Blüten, sondern vermehr sich ungeschlechtlich durch Sporen, aber auch vegetativ durch unterirdische Ausläufer.
• Beim Acker-Schachtelhalm unterscheidet man einen braunen Frühjahrstrieb und einen grünen Sommertrieb.
• linkes Foto: Im Frühjahr erscheinen braune Stängel aus der Erde, an deren Enden sich die Sporen befinden. Diese werden durch den Wind verbreitet. Danach stirbt der Stängel ab.
• rechtes Foto: Ab Mai erscheinen die grünen Sommertriebe. Sie dienen nicht der Vermehrung, sondern der Fotosynthese. Die Triebe sind quirlig verzweigt. Die einzelnen Glieder sind ineinander verschachtelt (Name!), man kann sie problemlos voneinander lösen und wieder zusammenstecken.
Zeichnung: Mentz, August, 1867–1944 / Ostenfeld, C. H. , 1873–1931
Die grünen Triebe des Acker-Schachtelhalms fühlen sich seltsam spröde und hart an. Das liegt an der Kieselsäure und ihren Salzen, den Silikaten. Durch diese harte und feste Eigenschaft der Triebe wird die Pflanze auch Zinnkraut genannt – denn früher verwendete man es zum Reinigen und Polieren von Zinngeschirr.
Als Jauche dient dieses im Garten oft lästige Wildkraut zur Stärkung von Pflanzen. Seit Sebastian Kneipp dient der Acker-Schachtelhalm auch wieder als Heilpflanze, u.a. in Form von Tee zur Durchspülung bei bakteriellen Erkrankungen von Blase oder Nieren oder zur Stärkung des Bindegewebes.
In früheren Zeiten, also so etwa vor 400 Millionen Jahren, wuchsen auf der Erde im Zeitalter des Karbon ganze Wälder von Farnen, Bärlappe und Schachtelhalmen. Bis zu 30 m hoch wurden diese Vorgänger unserer heutigen Bäume...
Antwort (2) ist richtig.
Es handelt sich um eine Schleiche, in diesem Fall die Blindschleiche (Anguis fragilis).
Auf den ersten Blick sehen Blindschleichen aus wie Schlangen. Es gibt aber zahlreiche Unterschiede:
Im Gegensatz zu einer Schlange hat eine Blindschleiche bewegliche und verschließbare Augenlieder, ihr Schlängeln wirkt ungeschickter und zum Züngeln muss sie ihr Maul leicht öffnen, da eine Lücke in der Oberlippe fehlt. Hinzu kommt, dass Blindschleichen „verstümmelte“ Beinansätze besitzen. Im Emryonalstadium sind sie noch nachweisbar, später bilden sie sich zurück. Blindschleichen können im Gegensatz zu Schlangen bei Gefahr ihren Schwanz abwerfen, der nach dem Abwurf an einer Sollbruchstelle weiterhin zappelt und den Fressfeind dadurch verwirrt.
Auf Wikipedia kann man dies in einem kurzen Film beobachten. (https://de.wikipedia.org/wiki/Blindschleiche)
Im wissenschaftlichen Namen kommt das Missverständnis, die Blindschleiche sei eine Schlange, zum Ausdruck: Anguis fragilis (zerbrechliche Schlange).
Die Blindschleiche gehört zu den Schleichen, einer Echsenfamilie in der Klasse der Reptilien mit weltweit etwa 70 Arten. Blindschleichen sind den Eidechsen näher verwandt als den Schlangen.
Foto: Jonas Bergsten • wikipedia • Public domain, via Wikimedia Commons
https://de.wikipedia.org/wiki/Blindschleiche
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Anguis_fragilis_20050721_002.jpg
Ein weiterer Irrtum liegt in der Annahme, Blindschleichen seien blind. Dem ist natürlich nicht so, schließlich besitzen diese Tiere ein gut funktionierendes Augenpaar.
Hier hilft die Etymologie weiter, denn der Name der Tiere ist vom althochdeutschen „Plintslicho“ abgeleitet, was „blendender Schleicher“ bedeutet. In der Tat haben Blindschleichen glänzende, in der Sonne blendende Schuppen. Und so schnell wie Schlangen schlängeln sich die Tiere auch nicht, sie „schleichen“ eher. Aus dem blendenden Schleicher wurde schließlich die Blindschleiche…
Literaturangaben und weitere Informationen:
• https://www.nabu.de/tiere-und-pflanzen/amphibien-und-reptilien/reptilien/11331.html
• https://de.wikipedia.org/wiki/Blindschleiche
In diesem Fall sind alle vier Antworten richtig.
Am bekanntesten ist der sechsbeinige Krabbler als Kartoffelkäfer. Der lateinische Name „Leptinotarsa decemlineata“ bezieht sich auf seine zehn schwarzen Längsstreifen auf den Flügeldecken und bedeutet in etwa: „Zehnstreifen-Leichtfuß“.
Kartoffelkäfer (Leptinotarsa decemlineata)
Foto: Scott Bauer, United States Department of Agriculture, gemeinfrei
https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Colorado_potato_beetle.jpg
Ursprünglich aus dem amerikanischen Bundesstaat Colorado (!) stammend, wo der Käfer aus der Familie der Blattkäfer sich an Nachtschattengewächsen gütlich tat, gelangte er Ende des 19. Jahrhunderts mit Schiffstransporten nach Europa, wo er sich auf Kartoffeln – in Österreich auch gerne Erdäpfel (!) genannt – spezialisierte und bald ein gefürchteter Schädling im Kartoffelanbau wurde.
Larven des Kartoffelkäfers
Foto: Tavo Romann, CC BY 4.0
Die Käferweibchen legen ihre Eier im Juni an die Blattunterseiten der Kartoffelpflanzen. Die rötlichen Larven schlüpfen nach 3 bis 12 Tagen, fressen und häuten sich dabei mehrmals und verschwinden nach etwa 3 Wochen in der Erde zur Verpuppung. Zwei Wochen später schlüpfen die erwachsenen Käfer.
Da der Kartoffelkäfer in Europa keine natürlichen Fressfeind hat, wurde er angesichts des großen Schadens, den er auf den Kartoffelfeldern anrichtete, Anfang des 20. Jahrhunderts mit hochgiftigen arsenhaltigen Insektiziden bekämpft. Aber auch das manuelle Absammeln der Tiere war weit verbreitet. Im Nationalsozialismus wurde ein „Kartoffelkäfer-Abwehrdienst“ (KAD) gegründet, die Schulkinder bekamen eine „Kartoffelkäfer-Fibel“ und mit dem Spruch „Sei ein Kämpfer, sei kein Schläfer, acht’ auf den Kartoffelkäfer“ wurden alle zur Wachsamkeit aufgerufen.
Bis in die 1960er Jahre war im ländlichen Raum das manuelle Absammeln der Larven und Käfer und das anschließende Verfüttern an die Hühner gang und gäbe.
Kartoffelkäfersammeln in der DDR
Bundesarchiv, Bild 183-57429-0001 / Krueger / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 DE
Die Gefräßigkeit des Kartoffelkäfers und seiner Larven wurde auch zu Propagandazwecken eingesetzt. Bereits während des Ersten Weltkriegs sprachen die Deutschen vom „Franzosenkäfer“, im Zweiten Weltkrieg verdächtigten sich Engländer und Deutsche gegenseitig, die Tiere über dem feindlichen Gebiet abzuwerfen. In der DDR vermehrte sich der Käfer in den 1950er Jahren sprunghaft, so dass die SED vom „Ami-Käfer“ sprach, der als biologische Waffe von den USA eingesetzt wurde…
Abgabe von gesammelten Kartoffelkäfern (1952)
Von Bundesarchiv, Bild 183-15931-0002 / CC-BY-SA 3.0, CC BY-SA 3.0 de
Leptinotarsa decemlineata hat also, wie man sieht, als Karl Kahlfraß, als „Amikäfer“ und „Franzosenkäfer“ eine bewegte Geschichte hinter sich. Wär er doch bloß in Colorado geblieben…
Weitere Informationen:
• https://de.wikipedia.org/wiki/Kartoffelkäfer#
• youtu.be/FxJCvD9XGgA?si=yQMUWXQphs0MStxR
Youtube-Video (1:37)
• https://kiwithek.kidsweb.at/index.php/Kartoffelkäfer
Für Kinder
• https://www.ernst-huber.de/amikaefer/ „Der Amikäfer“ – Der Kartoffelkäfer auch ein Medium der politischen Propaganda
• https://www.iva.de/iva-magazin/schule-wissen/kartoffelkaefer-ein-schaedling-mit-geschichte „Amikäfer“ Karl Kahlfraß und sein Lieschen – Kartoffelschädlinge im Kalten Krieg im geteilten Deutschland